Gesundheit und Medizin

Gesunder Schlaf erhöht Gehirnzellen

Während des Schlafes ist der Körper voller Aktivitäten, die machen den menschlichen Organismus fit für den nächsten Tag und halten ihn gesund. Puls, Atemfrequenz und Blutdruck sinken im sogenannten NREM-Schlaf  (orthodoxer Schlaf) ab und die Gehirnaktivität verändert sich. Durch das Schließen der Augen werden diese Funktion unterstützt. Die „innere Uhr“ (Chronobiologie) ist an der Regelung des Schlaf-wach-Rhythmus, dem Wechsel von Tag und Nacht (hell und dunkel), beteiligt.

Schlaf hilft Kraft zu sammeln, Biomembran Myelin gibt Einblick. (pressetext.deutschland, 2013) Madison Forscher der University of Wisconsin entdeckten einen weiteren Grund, warum der Mensch schlafen muss. Dabei kommt es zur Ergänzung einer Art von Gehirnzellen. Schlaf erhöht die Produktion von Zellen, die in Folge bei der Herstellung von Myelin eine Rolle spielen. Das Myelin schützt die Schaltkreise des Gehirns. Diese bisher an Mäusen nachgewiesene Funktion könnte neue Einblicke in die Rolle des Schlafes bei der Erneuerung und dem Wachstum des Gehirns sowie bei Krankheiten wie Multipler Sklerose (MS) liefern.

Nervenzellen Neuronen, Axon mit Oligodendrozyt und Myelin, lipidreiche Biomembran
Nervenzellen, Axon mit Oligodendrozyt und Myelin (lipidreiche Biomembran). Oligodendrozyten sind Gliazellen, sie kommen überwiegend in der weißen Hirnsubstanz vor, seltener in der grauen Substanz des Zentralnervensystems (ZNS).
Oligodendrozyt auf Nervenzelle Neuron mit Axon Myelin, Veränderungen durch Multiple Sklerose MS
Darstellung Axon mit Myelin bei Multiple Skerose (MS), Abbau der Myelinscheiden des Nervengewebes durch körpereigene Immunzellen. Das Axon, eine mit Myelin umhüllte Markscheide, ist ein röhrenförmiger, faserartiger Neurit.

Ruhe ist für Lebensfunktion wichtig

Das Team um Chiara Cirelli konnte nachweisen, dass sich die Produktion von unreifen Myelin herstellenden Zellen, den sogenannten Oligodendrozyten, verdoppelte, wenn die Mäuse schliefen. Am deutlichsten war der Anstieg in der REM-Schlafphase, die mit dem Träumen in Zusammenhang steht. Diese Zunahme wurde durch Gene gesteuert. Im Gegensatz dazu wurden jene Gene aktiviert, die beim Zelltod und Stressreaktionen relevant sind, wenn die Tiere daran gehindert wurden, zu schlafen.
Warum der Mensch schlafen muss, beschäftigt die Wissenschaft seit Jahrhunderten. Es ist offensichtlich, dass Schlaf notwendig ist, damit wir uns ausgeruht und geistig frisch fühlen. Laut Cirelli hat sich die Schlafforschung lange Zeit darauf konzentriert, wie sich die Aktivität der Nervenzellen verändert, wenn Tiere schlafen oder wenn sie wach sind. „Jetzt ist klar, dass sich auch die Art und Weise, wie andere unterstützende Zellen im Nervensystem arbeiten, deutlich verändert – je nachdem, ob ein Tier schläft oder munter ist.“

Reparatur von körperlichen Schäden

Die Mediziner gehen auch davon aus, dass der Mangel an Schlaf Symptome einer Multiplen Sklerose (MS) verstärken kann. Bei der Krankheit kommt es zu einer Schädigung des Myelin. Das Immunsystem greift die Myelinschicht der Nerven an und zerstört sie in Gehirn und im Rückenmark. Cirelli zufolge könnten weitere Studien untersuchen, ob Schlaf einen Einfluss auf die Symptome von MS hat oder nicht. Die Experten interessiert auch, ob der Mangel an Schlaf zum Beispiel während des Heranwachsens langfristige Auswirkungen auf das Gehirn hat.
Laut dem National Institute of Neurological Disorders and Stroke ist Schlaf erforderlich, damit das Nervensystem richtig funktioniert. Tiefer Schlaf fällt bei Kindern und Jungendlichen mit der Freisetzung von Wachstumshormonen zusammen. Viele der Körperzellen weisen ebenfalls eine erhöhte Produktion und einen verringerten Abbau von Proteinen auf. Da Proteine die Bausteine sind, die für das Zellwachstum und die Reparatur von Schäden durch Faktoren wie Stress und UV-Strahlung verantwortlich sind, könnte der Tiefschlaf im wahrsten Sinne des Wortes ein Schönheitsschlaf sein.

Hirn Gehirn mit Brodmann Areale, Neocortex mit Rindenfelder
Seitenansicht der Hemisphäre mit Areale nach Brodmann und Medianansicht. Die Brodmann-Areale sind eine Einteilung der Großhirnrinde in Felder, die sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Funktionen in Aufbau und Zytoarchitektur ihrer Schichten unterscheiden. Brodmann teilte den Neocortex in Rindenfelder, die Brodmann-Areale, ein. Er kreierte so eine Hirnkarte auf der die Abgrenzung der Hirnareale nicht hinsichtlich ihrer Funktion erfolgte, sondern nach zytoarchitektonischen Gesichtspunkten.

Bilder: © MediDesign Frank Geisler

Die Bilder können direkt über das Bildarchiv www.medical-pictures.de erworben werden.

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