Anatomie Mensch

Hörorgan und Gleichgewichtsorgan

Das Gehörsystem des Menschen umfasst das Außenohr, das Mittelohr und das Innenohr, die Hörbahnen sowie die im Großhirn und im Stammhirn liegenden Reizverarbeitungszentren. In der mit Schleimhaut ausgekleideten Paukenhöhle (Cavitas tympani, Cavum tympani) erfolgt die Weiterleitung der Schwingungen beim Hörvorgang. Das Trommelfell (Membrana tympani) mit seinem Durchmesser von etwa 1 cm ist fest in das umgebende Knochengewebe eingelassen und dadurch gespannt. Hinzu kommt, dass der Hammerhandgriff mit dem Trommelfell verwachsen ist, und diese Stelle zum Trommelfellnabel (Umbo) einzieht. Wenn der Hammergriff die Schwingungen des Trommelfells übernimmt, leitet er diese auf den Amboss weiter. Von hier erreichen sie den Steigbügel, der mit seiner Basisplatte im ovalen Fenster, der Verbindung zum Innenohr, hängt.

äußeres Ohr, Mittelohr und Innenohr
Gliederung Gehörsystem in Außenohr (bräunlich), Mittelohr (rot) und Innenohr (grün) durchscheinend.
Anatomie Hörorgan und Gleichgewichtsorgan für Gehör Gleichgewicht, Ohr mit Mittelohr Innenohr
Hörorgan rechtes äußeres Ohr und Mittelohr im Schnitt, Innenohr durchscheinend dargestellt.

Der Effekt dieser Weitergabe besteht darin, dass die Schwingungsamplitude durch die feste Verankerung der Gehörknöchelchenkette verringert wird, und sich damit der Schalldruck erhöht. Einen weiteren Faktor für diesen Vorgang stellen die Größenverhältnisse zwischen Trommelfell und ovalem Fenster dar. Bei einer Verkalkung von Bandzügen, die Fixierung des Steigbügels am umgebenden Knochen (Stapesankolyse), kommt es zur Otosklerose. Die Otosklerose ist eine lokalisierte Erkrankung jenes Knochens, der das Innenohr umgibt (Labyrinthkapsel). Die Ursache der Erkrankung ist nicht geklärt. Sie führt durch eine Fixierung der Steigbügelfußplatte im ovalen Fenster (Fenestra vestibuli, Fenestra ovalis) zu einer langsam zunehmenden Schallleitungsschwerhörigkeit. Die Schallwellen können von der Gehörknöchelchenkette nicht mehr in vollem Ausmaß auf die Schnecke des Innenohres übertragen werden. Erkrankungsherde im Bereich der Schnecke können zusätzlich eine Innenohrschwerhörigkeit verursachen. In erster Linie sind Frauen (fast doppelt so häufig wie Männer) der hellhäutigen Bevölkerung im Alter zwischen 20 und 40 Jahren betroffen.
Indirekt können Schleimhautveränderungen zu pathologischen Zuständen führen, weil alle Bildungen einschließlich der Gehörknöchelchen und deren Bänder von Schleimhaut überzogen sind.

Anatomie Hörorgan Ohr, Mittelohr und Innenohr
Mittelohr mit Trommelfell und Gehörknöchelchen und Innenohr im Knochen durchscheinend vergrößert.
Anatomie Hörorgan Mittelohr Innenohr und Gleichgewichtsorgan
Mittelohr mit Gehörknöchelchen und Innenohr mit Hörschnecke Cochlea und Gleichgewichtsorgan.

Anatomie Hörorgan im Innenohr

Das Innenohr (Auris interna) besteht aus vorgebildeten Knochenkanälen des Felsenbeins. Den vorderen Abschnitt dieses knöchernen Labyrinths nimmt als Schallaufnahmeapparat die Schnecke (Cochlea) mit ihren Windungen ein. Im knöchernen Labyrinth befindet sich, in Flüssigkeit (Perilymphe) eingebettet, das häutige Labyrinth. Während der Perilymphraum der Knochenwand anliegt, gefindet sich in seinem Innern ein weiterer geschlossener Raum, das endolymphatische Gangsystem für das Gleichgewichtsorgan und Hörorgan. Die Schwingungen des Steigbügels werden über das ovale Fenster auf die Perilymphe übertragen und geben den Abdruck der Welle an den Endolymphraum weiter. Dort befinden sich die Haare der Sinneszellen des Gehörnerven in bestimmter Anordnung. Den Gang im Endolymphraum , in dem die Sinneszellen des Hörorgans vorkommen, nennt man das Corti-Organ. Durch die Bewegung der Sinneshaare erfolgt eine Erregungsbildung, die die Nervenzellansammlung (Ganglion cochleare) erreicht. Die Erregung wird anschließend über den Hörnerven weitergeleitet. Dieser verlässt das Felsenbein und gelangt zu den Kerngebieten in Höhe des IV. Ventrikels im Rautenhirn. Hier erfolgen Umschaltungen und und Verbindungen zur Gegenseite und die Weiterführung der Impulse zum Mittelhirn, aber auch zum Kleinhirn (akustisch-optische Reflexbahn). Der Hauptteil erreicht als Hörstrahlung über das Mittelhirn die Schläfenlappenrinde (Hörzentrum).

Anatomie Gleichgewichtsorgan im Innenohr

Das Gleichgewichtsorgan oder der Vestibularapparat besteht aus Sacculus und Utriculus sowie den von letzterem ausgehenden drei Bogengängen (Ductus semicirculares), die schräg zur horizontelen, frontalen und vertikalen Ebene ausgerichtet sind. Dieses auch mit Endolymphe gefüllte System besitzt Sinneszellen für den Gleichgewichtssinn sowie für die Dreh- und Linearbeschleunigung. Der Gleichgewichtssinn, auch Vestibuläre Wahrnehmung genannt (vestibulär: den Gleichgewichtssinn betreffend), dient zur Feststellung der Körperhaltung und Orientierung im Raum. Der Gleichgewichtssinn hat sein Zentrum im Gleichgewichtsorgan in Innenohr und Kleinhirn; er ist aber auch eng mit den Augen und anderen Sinnen sowie mit Reflexen verbunden.

Gehör, Sinnerorgan Hörorgan Ohr des Menschen
Kopf mit Hörorgan Ohr, Außenohr und Mittelohr sowie Innenohr durchscheinend dargestellt.
Hören mit Innenohr Sinnesorgan Hörschnecke Cochlea
Hörschnecke mit Scala vestibuli (Vorhoftreppe), Scala media (Ductus cochlearis), Scala tympani (Paukentreppe) und Nervenfasern.
Gehör, Innenohr mit Hörorgan und Gleichgewichtsorgan
Innenohr, Bogengänge und Ohrschnecke: Hörorgan Bogengang-Ampulle und Sinneszellen mit Statolithen (Otolithen) im Gleichgewichtsorgan.

Bilder: © MediDesign Frank Geisler

Die Bilder können direkt über das Bildarchiv www.medical-pictures.de erworben werden.

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